Man kann ja sagen was man will. München ist bestimmt eine der sichersten Städte auf der ganzen Welt. Wenn man hier sein Fahrrad auf dem Hinterhof abstellt und erst nach drei Wochen wiederkommt, um es abzuholen, ist es noch immer da. Sogar dann, wenn es nicht abgeschlossen ist. Neulich habe ich mein Fahrrad am Olympiaturm abgestellt, mit einem Schirm und einer kleinen Tasche auf dem Gepäckträger. Als ich nach einer Stunde wiederkam, war alles noch da. Undenkbar in jeder anderen Stadt!
Aber es gibt noch weitere Phänomene: Auf den Straßen stehen Ständer mit Zeitungen und einem kleinen Behälter für das Geld. Es handelt sich hierbei nicht um Automaten, bei denen man erst den erforderlichen Betrag einwerfen muss, damit der Apparat die gewünschte Zeitung ausspuckt. Nein, man kann sich die Zeitung einfach so wegnehmen und wirft das Geld halt in den Behälter. Und das funktioniert - sehr gut sogar. Niemand klaut Zeitungen.
In meiner Firma gibt es den weltberühmten "Snack Bär". Hierbei handelt es sich diesmal um Süßigkeiten, die nach dem gleichen Prinzip verkauft werden wie die Zeitungen. Die Süßikgeiten liegen frei zugänglich in großen Körben, man greift sich die gewünschte Leckerei heraus und wirft das Geld in den kleinen Behälter, der nebendran steht. Und niemals fehlt Geld am Monatsende. Der Snack Bär ist ein großes und beliebtes Gespächsthema bei Kollegen, die aus anderen Ländern und Städten kommen. Die kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Und sie betonen, dass so etwas in ihrem Land/in ihrer Stadt völlig undenkbar wäre. Die Leute würden sich einfach die Sachen nehmen und nicht bezahlen. Dafür werden sie dann mit Automaten, die nie richtig funktionieren, bestraft.
Warum nur funktioniert dieses Prinzip in bestimmten Regionen und anderswo nicht? Ist es die CSU-Regierung? Wohl kaum. Ist es die religiöse Überzeugung der Menschen hier? Ist es die Erziehung? Wahrscheinlich ja. Und alle, die zuziehen, machen mit und trauen sich erst gar nicht, zu stehlen, weil es einfach so schäbig ist und weil es die anderen auch nicht tun. Das funktioniert.
Sonntag, 24. Oktober 2010
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