Sonntag, 18. Juli 2010

Sommerblumenwiesenbrücken, Waldwirtschaften und warum alte Schrabnützen mit viel Make up nicht besser aussehen

Mit dem Fahrrad an der reißenden Isar durch die Sommerblumenwiesen, mit dem Besuch der Waldwirtschaft als Ziel. Die Waldwirtschaft ist so ein ganz berühmter Biergarten im Süden Münchens, wo angeblich viele Promis verkehren und Sonntags Live-Jazz gespielt wird. Schon auf der Hinfahrt hörte ich meine Begleiterinnen in höchsten Tönen von dem herrlichen Schweinsbraten schwärmen, den es dort gibt. Wir sind also stundenlang an der Isar entlanggeradelt, nur damit die beiden ihren Schweinsbraten bekamen.
Wie das so ist mit Lokalitäten, nimmt die Qualität des Essens zugleich mit der steigenden Berühmtheit ab. Der Schweinsbraten entpuppte sich als böser Reinfall und auch die Käsespätzle, die ich mir, die ich keinen Schweinsbraten mag, bestellt hatte, waren eher mäßig. Aber dafür gab es jede Menge Schicki-Micki zu sehen. Neben mir am Tisch saß eine ältere Dame mit aufgespritzten Lippen. Meine Güte, sah das schräg und schrecklich aus. Ich habe mich nicht getraut, diese Dame zu fotografieren; das hätte mir wohl ziemlich viel Ärger eingehandelt. Aber diese Frau hat durch ihre komisch verformten Lippen genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie wohl wollte: Statt sie als jugendlicher wahrzunehmen, als sie ist, wird sie sofort als alte Schachtel enttarnt.
Auf der Damentoilette bin ich dann einer weiteren gelifteten Schrabnütze begegnet, die ungefähr so viel Make up im Gesicht hatte, wie ich im Jahr benutze. Mir wurde schlagartig klar, dass die hohe Kunst des Schminkens sehr viel mit der richtigen Dosierung zu tun hat und das weniger ganz viel mehr ist.
Als ich mein eigenes Gesicht neben diese alten Schabracke gesehen habe, war ich erleichtert und zugleich erstaunt und dachte zum ersten Mal: Ich bin schön!
Zwar nicht perfekt, aber wenigstens nicht so verschandelt wie dieses geliftete und grotesk angemalte Schlachtross neben mir. Nicht, dass ich was gegen Schminke habe - im Gegenteil. Ich kriege nur immer wieder das Entsetzen, wenn ich alte Frauen sehe, die sich mit einer Überdosis die Jugend zurückholen wollen. Genau das Gegenteil ist der Fall! Ich glaube, ich werde wohl doch eher in Würde dahinwelken.

Wahrscheinlich laufen in diesem Biergarten ganz viele Promies herum, aber ich erkenne sie nicht, weil sie durch Schönheitsoperationen bis zur Unkenntlichkeit entstellt sind. Und im Fernsehen werden nur Klone gezeigt.

Zur Waldwirtschaft fahre ich vorerst nicht mehr. Mal wieder habe ich die Erfahrung gemacht, dass die so angesagten und superschicken Locations sich zu 99% als Reinfall und Nepp erweisen.

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