Freitag, 19. September 2008

Triste Alltagsrealitäten

Wahrhaftig trist und unschön, was frau so jeden Tag als schnöde Berufspendlerin erlebt. Leute sitzen in den S-Bahnen und Regionalzügen immer auf dem äußeren Sitz, mit unbeweglichem Gesicht und unbeweglichem Hintern.
Heute morgen in der S-Bahn war das gleich zig-fach so. Es ist nicht leicht, sich an diesen Leuten vorbei auf den Fensterplatz zu maövrieren, vor allem wenn man ihnen nicht einen Rucksack oder den eigenen Allerwertesten ins Gesicht drücken möchte.

Ich bin sauer über diese schweigende Unfreundlichkeit und Sturheit. Dieses Verhalten zieht sich übrigens durch alle Altersklassen, alle sozialen Schichten und wird sowohl von männlichen als auch weiblichen Zeitgenossen gleichsam an den Tag gelegt. Unverrückbar und unbeweglich thront man/frau auf dem äußeren Sitz und nimmt die einsteigenden Fahrgäste zwar zur Kenntnis, denkt aber im Traum nicht daran, eine Sitzgelegenheit möglich zu machen. Ich rutsche immer durch an Fensterplatz, was ist schon dabei?

Aber ich fange an, diesen bräsigen Mitbürgern mit derselben Gleichgültigkeit und Dickschädeligkeit zu begegnen. Ich nenne es die Politik der kleinen Nadelstiche.
Wenn wieder so ein baseballbemützter, kaugummikauender und Walkman-verkabelter Schnösel unbeweglich auf dem äußeren Sitzplatz hockt, gehe ich schnurstracks hin, tippe ihm auf die Schulter und drängle mich gnadenlos an ihm vorbei, nebst Laptop-Rucksack, Handtasche und Allerwertesten. Das alles kann auch mal im Gesicht des mitfahrenden Fahrgasts landen. Pech gehabt.

Ja, ich gebe es zu. Ich entdecke an mir kleinkariertes und kleinbürgerliches Verhalten. Ja, ich habe solche Seiten in mir. Mittlerweile stehe ich dazu. Ich wollte immer ein perfekter Gut-Mensch sein. Aber es geht nicht mehr - meine Spießertum-Seite macht sich mehr und mehr bemerkbar und mittlerweile ist es zu spät, sie verleugnen zu wollen. Achten Sie einfach mal bei der nächsten S-Bahn Fahrt auf diese zickige Dame, die junge Leute dazu anhält, die Schuhe von den Sitzen zu nehmen, sie gefälligst wahrzunehmen und durchrutschen zu lassen und den Walkman leiser zu stellen.

Das bin ich.

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