Als ich noch ein Kind war, habe ich mir unter Langeweile immer Zuhause-Herumsitzen und Stricken vorgestellt. Dazu noch pessimistische, negativ-denkende, festgefahrene, jammernde Familienmitglieder oder Nachbarn um einen herum und fertig ist die perfekte Langeweile.
Als ich älter wurde, merkte ich, dass die Langeweile ein sehr perfides Phänomen und mitunter sehr kreativ darin ist, sich unter das scheinbar geschäftigste und fröhlichste Treiben zu mischen. Die Langeweile ist einfach überall gegenwärtig und sie macht allen zu schaffen - auch den scheinbar coolsten und beschäftigtsten Leuten. Hierzu gleich ein kleines Beispiel aus dem wahren Leben:
Gestern Abend war ich mit Kollegen und Kunden (wieder dieser große Konzern, der von meinem Arbeitgeber beliefert wird) in Köln, um ein bißchen um die Häuser zu ziehen, einen netten Sommerabend zu verbringen und nebenbei die Kundenbeziehungen zu pflegen.
Wir saßen in einem renommierten Biergarten und alle unterhielten sich. Neben mir saß ein junger Mann am Ende des Tisches, dessen Gesprächspartner sich gerade verabschiedet hatte und nach Hause gegangen war. Sofort zieht der junge Mann sein Handy aus der Tasche und beginnt, intensiv nach Anrufen, SMS'en und sonstigen Lebenszeichen dieser Welt zu forschen. Ich beobachtete ihn und mir wurde klar, dass er sich wohl sehr langweilen musste, wenn er sich inmitten dieser Runde lieber mit seinem Handy beschäftigte als mit den Menschen um ihn herum.
"Na, langweilig?" fragte ich ihn sanft. Er zuckte zusammen und schaute mich an wie ein Schüler, den man beim Spicken erwischt hat. "Nein, nein - natürlich nicht!" Trotzdem musste er lächeln, schaute mich an und ich grinste komplizenhaft zurück. Ich hatte ihn durchschaut, er wusste es und das Eis war gebrochen. Wir fingen an, uns zu unterhalten und das Handy wanderte in die Tasche zurück, wo es für den Rest des Abends auch blieb. Es ist ganz normal, wenn man sich in großen Runden ab und zu langweilt. Ich führe das aber auf die oft furchtbar oberflächlichen und wirklich langweiligen Gespräche zurück, die oft in so Gesellschaften geführt werden und die einfach grässlich hohl sind.
Ich für meinen Teil habe beschlossen, dass ich einfach immer dann, wenn ich mich in Gesprächsrunden langweile, die Leute um mich herum beobachte. Eine Person ist immer dabei, die sich auch langweilt und die greife ich mir dann...
Freitag, 1. August 2008
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